Zivile Vereinigung

Mit der Gemeinschaft wurde auch die Zivile Vereinigung Kolonie Friesland gegründet, die von Siedlern für zivile Zwecke aufgebaut wurde. In den meisten Fällen sind die Mitglieder der Vereinigung auch Mitglieder der Kooperative Friesland. Der Vorsitz dieser Organisation wird gemeinsam mit dem Präsidenten der Genossenschaft ausgeübt. Die Kosten der sozialen Einrichtungen werden durch Beiträge der Mitglieder getragen. Während die Genossenschaft für das Geschäft verantwortlich ist, ist die Zivile Vereinigung für die kulturellen und sozialen Aspekte verantwortlich.

Die Ziele der Zivilen Vereinigung gründen auf die gegenseitige Unterstützung, die Förderung von Bildung im christlichen Sinne, die Stabilisierung der sozialen Arbeit, die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung der Mitglieder, die Zusammenarbeit in der Entwicklung bei der Nachbarschaftskooperation und die Unterstützung in der Erziehung für Jugend und Erwachsene.

Die Bereiche, die unter der Zivilen Vereinigung verwaltet werden, sind folgende:

In dieser Abteilung wird den Bürgern ein breites Angebot von Büchern, Karten, CDs und Tischspielen zum Kauf angeboten. Zudem gibt es die Möglichkeit, Bücher gegen eine kleine Gebühr auszuleihen. In Zusammenarbeit mit dem Staat und den anderen Kolonien wird hier auch das Postamt geführt.

In den Anfangsjahren schlossen sich die Neusiedler der Kolonie Friesland zu zwei großen Schulgemeinschaften zusammen, um die Unterhaltungskosten durch die Zentralisierung zu senken. So konnte der Unterricht in den Schulen in Central und in Großweide schon im April 1938 starten. Die Kinder erhielten einen geregelten Unterricht in der Muttersprache und eine geordnete christliche Erziehung. Die Schulpflicht wurde auf sechs Jahre festgesetzt und dem paraguayischen Schulsystem angepasst.

Doch die Verhältnisse für die Schüler waren schwierig. Sie besaßen keine Fahrmöglichkeit und mussten deshalb täglich bei großer Hitze einen langen Weg zu Fuß zurücklegen. Angesichts dieser Tatsachen kam man zu dem Entschluss, in den einzelnen Dörfern Schulen zu bauen (die sogenannten „Dorfschulen“). Im Jahr 1965 zählte Friesland sechs Schulen.

Jedoch löste diese Dezentralisierung schon bald neue Schwierigkeiten aus. Da die Schülerzahl wegen Auswanderungen immer geringer wurde, konnte es nicht immer jeden Jahrgang geben. Außerdem fühlten die Lehrer sich oft überfordert, wenn sie alle sechs Klassen in einem Raum unterrichten mussten. Nach vielen Diskussionen zwischen Eltern, Lehrerschaft und Verwaltung, kam die Vollversammlung zu dem Entschluss, das Schulsystem erneut zu zentralisieren. 1974 lief dieses Projekt der „Mittelpunktschule“ an. Beim Bau des neuen Schulgebäudes bekamen sie sowohl finanzielle, als auch materielle Unterstützung von der ZfA (Zentralstelle für Auslandschulwesen) aus Deutschland.

Nach diesen Anfangsschwierigkeiten ging es mit dem Erziehungssystem in Friesland rapide aufwärts. Die praktische Anerkennung und teilweise Eingliederung in das nationale Schulwesen begannen für Friesland schon 1958. Das Kolonieamt erreichte in diesem Jahr die beantragte Anerkennung des Stoffplanes der Zentralschule. Zwei Jahre später war die 9. Klasse der Mittelschulausbildung vom Erziehungsministerium anerkannt. 1992 wurde dann die 10. Klasse von der gleichen Regierungsinstitution anerkannt. Im Jahre 2001 führte man erstmals den 5. Kurs des „Ciclo Bachillerato“ und im Jahre 2002 schloss dann die erste 12. Klasse mit insgesamt fünf Schülern ihre Schullaufbahn in ihrer Heimatkolonie ab.

Schon seit vielen Jahren wurde privat viel für die Förderung der Musik in der Kolonie getan. Im Jahr 2008 wurde der Musikförderkreis gegründet. Einige Jahre später, im Mai 2014, wurde das Konservatorium „Canzone“ durch das Ministerium für Bildung und Kultur genehmigt und ist seitdem die offizielle Institution für die Musikförderung in Friesland.  Das Konservatorium CANZONE steht für die Förderung der Musikerziehung in Friesland in den verschiedenen Ausdrucks- und Gestaltungsformen, sofern es den etischen und moralischen Prinzipien der Institution und Gemeinschaft entspricht. Hier werden u. a. Klavier, Gitarre, Querflöte, Orgel, Flöte, Geige, Schlagzeug sowie Stimmbildung und Kinderchor von verschiedenen Lehrern unterrichtet. Die Schüler schreiben sich für die Instrumente ein und danach werden die Lehrer für den Unterricht angeworben.

Das Konservatorium ermöglicht derzeit Prüfungen in Klavier und Musiktheorie in der Kolonie Friesland mit professionellen Prüfern. Ziel des Konservatoriums ist es, den praktischen und theoretischen Musikunterricht in den Bereichen Instrumental- und Vokalmusik zu erteilen, die Förderung von musikalischer Kreativität, Inspiration und Initiative, sowie der Persönlichkeitsentwicklung und auch die musikalische Frühförderung.

1. Sozialarbeit

Die Verantwortung der Sozialarbeit wird von den Gemeinden und der Verwaltung der Kolonie gemeinsam getragen. Durchgeführt wird sie von angestellten Sozialarbeitern und einem Sozialkomitee. Dies hat eine positive Auswirkung auf die Gemeinschaft. Man arbeitet mit älteren Mitmenschen, vermittelt Hilfe und Beratung in verschiedenen Notsituationen, betreut psychisch Kranke und fördert Individuen. Außerdem wird Bewusstsein für das interkulturelle Zusammenleben und die Zusammenarbeit mit den verschiedensten Institutionen wie Gemeinden, Schule, Krankenhaus, usw. gefördert.

2. Alten- und Pflegeheim

Mitglieder der Kolonie Friesland haben die Möglichkeit, ihren Lebensabend im Altenheim „Abendruh“ zu verbringen. 1994 wurde der jetzige Altenheimbau eingeweiht. Seit einigen Jahren werden hier auch Senioren betreut, die ganz von der Pflege anderer abhängig sind.

In der Kolonie gibt es eine Vertretung der nationalen Polizei, die bei Diebstählen, Überfällen und sonstigen Vorfällen eingreifen. Für kolonieinterne Probleme und die Verkehrsregelung ist das Ordnungsamt verantwortlich. Eine Bürgervereinigung, die sogenannte „Junta Comunal de Vecinos“, ist der verlängerte Arm der Distriktverwaltung in der Kolonie.

Aufgabe des DEC („Departamento de Comunicación“) ist die interne und externe Kommunikation. Das beinhaltet unter anderem den Bürgern und Bewohnern der Kolonie Friesland einen lokalen, nationalen und internationalen Informationsdienst anzubieten.

1. Informationsblatt

Ziele des monatlichen Informationsblattes sind es, die Bürger über Geschehnisse in der Kolonie zu informieren, die Weiterbildung und Wertevermittlung zu fördern und Gelegenheit zu geben, Meinungen zu einem bestimmten Thema zu veröffentlichen. Berichtet wird sowohl von den Kooperativszweigen als auch von den Abteilungen der Zivilen Vereinigung. Ein Redaktionsteam plant monatlich die Ausgabe und ist für die Veröffentlichung derselben verantwortlich.

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2. Radio Friesland

Seit 2006 gibt es in Friesland einen lokalen Radiosender. Diese Initiative entstand aus der Notwendigkeit einer besseren und schnelleren Kommunikation. Lokale, nationale und internationale Nachrichten können somit schnell unter die Bürger gebracht werden. Neben diesem Informationsdienst bietet der Sender verschiedene Programme für Kinder, Frauen und Erwachsene, sowie eine große Auswahl von Musik an.

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3. Instagram & Facebook

Seit einigen Jahren ist Friesland auch auf Instagram und Facebook vertreten. Diese beiden Kanäle nutzt das Kommunikationsteam hauptsächlich, um die jüngeren Generationen, aber auch die internationalen Follower zu erreichen.

Die Kolonie Friesland hat seit ihrer Gründung schon mehrere Projekte der Nachbarschaftskooperation durchgeführt. Ziel dabei ist es, die Beziehungen mit den Nachbarn zu verbessern und sie in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zu unterstützen. Durch eines der ersten Projekte wurde 1965 das Dorf „San Alfredo“ gegründet. Damals wurden 72 Familien auf einem Landstück von Friesland angesiedelt und über Jahre hinweg mit landwirtschaftlicher Beratung, Krediten und ärztlicher Betreuung begleitet. In den frühen 90er Jahren gründete man das Dorf „Colonia Amistad“, wo ca. 80 Familien eine Lebensgrundlage ermöglicht wurde. Später begann ein weiteres Projekt für Kleinbauern der Dörfer „San Alfredo“, „Ríos Rugua“ und „Costa Tapiracuai“.  Seit 2002 arbeitet COVESAP in neun Ortschaften mit rund 700 Familien. Mit Hilfe von Beratung in der Landwirtschaft, Kreditvergabe, gemeinsamer Vermarktung, medizinischer Betreuung, Förderung der Kapazitäten zur Selbstverwaltung sowie der Begleitung im Bildungswesen möchte man die Lebensumstände in der Region verbessern.

Die Kooperative Carolina wurde am 7. Februar 2009, im Rahmen des Programmes COVESAP gegründet. Diese Gründung im Bereich der Selbstverwaltung war das Ergebnis eines langen Prozesses der Aus- und Weiterbildung im Bereich der Kooperative. Die Genossenschaft hat ihren Sitz in der Ortschaft Carolina, im Bezirk von Itacurubí del Rosario.

1. Rentenkasse

Seit 2007 gibt es in Friesland einen Pensionsfond. Mit dieser Rentenkasse können sich die Bürger einen besseren Lebensabend planen. Die Pension ist ein regelmäßig ausbezahltes Einkommen, das durch das freiwillige, programmierte Sparen der Mitglieder angelegt wird, d.h. man zahlt einen Teil seiner Einnahmen auf ein Sparkonto ein, welche man ab 65 Jahre in monatlichen Raten über 15 Jahren hinweg zurückbezahlt kommt.

2. Hilfe auf Gegenseitigkeit für Fahrzeuge (AMAF)

Die Hilfe auf Gegenseitigkeit für Fahrzeuge ist eine Dienstleistungsabteilung der Zivilen Vereinigung, in der die Fahrzeuge vollversichert sind, d.h. Haftpflicht-, Fahrzeug- und Diebstahlversicherung. Alle Mitglieder dürfen diesen Dienst beanspruchen.

3. Hilfe auf Gegenseitigkeit bei Krankheitsfällen (Mutual de Ayuda Hospitalaria)

Seit 1991 gibt es die Hilfe auf Gegenseitigkeit bei Krankheitsfällen für die Bürger der Kolonie Friesland, die die medizinischen Kosten ihrer Mitglieder trägt.

4. Abgabensystem

Seit der Gründung der Kolonie wurden verschiedene gemeinschaftliche Einrichtungen aufgebaut und unterhalten. Die Mittel dafür wurden von den Mitgliedern, anfangs in Form von Material- und Arbeitsleistung (Zechen und Scharwerk), später in Form von finanziellen Beiträgen eingebracht. Im Laufe der Zeit entstand so ein für die Mitglieder verpflichtendes Abgabensystem. Ziel des Abgabensystems ist es, die Beiträge für den Haushalt der Kolonie einzuziehen und verantwortlich zu verwalten.